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Wer hat beim „Spiegel“ nun das Sagen?

Wer hat beim „Spiegel“ nun das Sagen? Dirk Kurbjuweit (Foto: Spiegel)

Chefredakteur Dirk Kurbjuweit muss sich jetzt mit einem Redaktionsbeirat auseinandersetzen: Die „Spiegel“-Redaktion will auch mehr Mitspracherecht in entscheidenden Fragen (wie dem Rausschmiss von Steffen Klusmann) erhalten. Doch nicht alle sind überzeugt, dass das neue Gremium nötig ist.

Hamburg – In der Vergangenheit spielte sich das in einem Machtdreieck zwischen der Mitarbeiter-KG (die 50,5 Prozent der Anteile hält), der Geschäftsführung (derzeit: Thomas Hass und Stefan Ottlitz) und der Chefredaktion (Dirk Kurbjuweit) ab. Möglicherweise kommt bald noch ein Gremium dazu, analysiert Chefredakteur Markus Weihung im aktuellen „kress pro“.

 

Mitte September hat die Redaktion nämlich erstmals einen Beirat gewählt. Derzeit laufen Gespräche, wie es jetzt weitergeht. Das frisch gewählte siebenköpfige Gremium teilt auf Anfrage dazu mit: „Wir befinden uns derzeit im konstruktiven Austausch mit allen relevanten Akteuren des Hauses und sind überdies dabei, eine Satzung zu erarbeiten.“ Laut einer internen Quelle haben mehr als die Hälfte, aber weniger als zwei Drittel der Redakteurinnen und Redakteure bei den Beiratswahlen abgestimmt. Das ist ein Indiz dafür, dass sich nicht alle in der Redaktion sicher sind, ob der „Spiegel“ wirklich noch ein weiteres Gremium braucht. Eigentlich habe man durch die Beteiligung an der Mitarbeiter-KG genug Einfluss, sagen die Kritiker des Beirates.

 

Dass das Gremium im September gewählt wurde, hat zwei Ursachen. Zum einen war die Online-Belegschaft lange von den Pfründen der Mitarbeiter-KG (inkl. üppiger Gewinnbeteiligung) ausgeschlossen, was jetzt etappenweise geändert wird. Im Wahlaufruf für den Beirat heißt es von den Kandidatinnen und Kandidaten: „Wir freuen uns ausdrücklich über die Bemühungen der Mitarbeiter-KG, möglichst bald möglichst viele Kolleginnen und Kollegen zu stillen Gesellschaftern zu machen.“

 

Zum anderen wirkt in der Redaktion nach, dass Chefredakteur Steffen Klusmann nach einem harten Machtkampf mit Stefan Ottlitz 2023 unerwartet gegen den Willen einer Mehrheit rausgeworfen wurde. Im Wahlaufruf heißt es: „Wir wollen nicht länger hinnehmen, dass ein großer Teil dieser Redaktion keine Vertretung, kein Mitspracherecht und keine Stimme hat und aufgrund alter Strukturen immer wieder von weitreichenden operativen Entscheidungen und Machtkämpfen an ihrer Spitze überrascht wird.“ Es sei nicht das Ziel, die Gräben in der Redaktion zu vertiefen. „Im Gegenteil. Aber wenn es um die Zukunft des ,Spiegel‘ geht, sollten alle, die sie gestalten, eine Stimme haben.“

 

Mal sehen, ob und wie der Beirat den „Spiegel“ verändern kann.

 

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