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Was ist eigentlich beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ los?

Was ist eigentlich beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ los? Chef der KSTA-Medien, Thomas Schultz-Homberg

Die Stellenstreichungen haben ungewöhnlich harsche Reaktionen in der Branche ausgelöst. Dabei sparen andere Medienhäuser auch. Und das stärkste Argument gegen die Kürzungen wird nicht benannt. Was die Verlagsspitze um Thomas Schultz-Homberg falsch machte.

Köln – Zuletzt schienen die Wellen bei den Kölner Stadt-Anzeiger Medien ziemlich hochzuschlagen, schreibt Markus Wiegand in seiner „kress pro“-Kolumne „Aus unseren Kreisen“. Das Management hat entschieden, die eigene Magazin-Redaktion (genauer das Ressort Ratgeber/ Magazin/Freizeit) zu schließen, Stellen bei den Assistentinnen in der Redaktion zu streichen und die Steuerung des Digitalen in das eigens dafür gegründete Kompetenzzentrum zu verlagern.

 

Das Echo darauf: verheerend. „Protest beim Kölner Stadt-Anzeiger“ titelte sogar die katholische Nachrichtenagentur KNA ungewöhnlich forsch und gab den kritischen Stimmen in der Belegschaft reichlich Raum. „Systematisch kaputtgespart“ werde der „einst so stolze Titel“, zitierte man aus einem Brief von Mitarbeitern und kritisierte eine „noch nie erlebte menschliche Kälte, mit der diese Entscheidung mitgeteilt wurde“.

 

Was vielen Beiträgen über die Kölner Stadt-Anzeiger Medien gemein war: Die Gegenposition wurde meist nur spärlich berücksichtigt. Das hat auch damit zu tun, dass die Verlagsspitze um Thomas Schultz-Homberg nicht viel Wert auf die Außenkommunikation bei den sensiblen Themen legte. Auch auf „kress pro“-Anfrage gab es nur Standardantworten. Das kann schnell überheblich wirken.

 

Bei Lichte betrachtet, erscheint das Medienecho dennoch deutlich überzogen, auch wenn es die Betroffenen natürlich anders sehen. Alle Maßnahmen in Köln haben auch andere Medienhäuser längst umgesetzt. Und das hat vor allem damit zu tun, dass der Kampf um die Digitalabos nicht im eigenen Ressort Ratgeber/Magazin/Freizeit und – bei allem Respekt – nicht von den Redaktionsassistentinnen gewonnen wird.

 

Interessant wird jetzt die Frage, wie es weitergeht. Das Management hat die Kritik bisher kühl abtropfen lassen. Betroffen sind 13 Journalistinnen (etwa sieben bis acht Vollzeitstellen). Offenbar ist man sicher, dass das Ganze nur ein Sturm im Wasserglas ist und die Mehrheit der Redaktion den Sparkurs akzeptiert. In der Vergangenheit folgten den markigen Worten von Betriebsrat und Kritikern auch andernorts keine Taten, was auch in Köln wahrscheinlich ist.

 

Ein Argument gegen den Sparkurs taucht in der Berichterstattung überraschenderweise bisher nur wenig auf: Die Kölner Stadt-Anzeiger Medien zählen derzeit zu den rentabelsten Regionaltiteln in Deutschland. Das Ebitda-Ergebnis (vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) lag zuletzt Richtung 20 Prozent, sagen Kenner. Allerdings muss daraus auch die Digitalisierung des Titels bezahlt werden. Allein für die forsche KI-Strategie gibt man eine siebenstellige Summe pro Jahr aus, hielt CEO Thomas Schultz-Homberg Anfang des Jahres im „kress pro“-Interview fest.

 

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