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newsroom - Rupert Sommer

Wie die FAZ abseits des Journalismus bereits mehr als 50 Millionen Euro Umsatz macht

Wie die FAZ abseits des Journalismus bereits mehr als 50 Millionen Euro Umsatz macht Hannes Ludwig (Foto: Jonas Ratermann)

Mit Events, Corporate Publishing, Werbung und Karrieremessen mehr als 50 Mio Euro Umsatz im vergangenen Jahr: Der Verlag der FAZ forciert seine Aktivitäten neben dem Journalismus. Wie die Macher dabei vorgehen.

Frankfurt - Dahinter stecken kluge Köpfe: Wie man die (Neben-)Geschäfte mit einer starken Marke professionalisiert und mit einem „F“ Verbindungen schafft, lernt man von einem Medienhaus, das zu den traditionsreichsten im Lande zählt und das beim Hauptprodukt „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ bekanntlich treu zur Fraktur-Schrift im Erkennungsbild festhält.

 

Hannes Ludwig, der Faktor F zusammen mit Jonas Grashey als Geschäftsführer steuert, steht für die Verlängerung der Marke. Darunter fallen Angebote wie FAZ Business Media, der Beratungsdienstleister FAZ-Institut, der Corporate-Media-Spezialist Fazit, die digitale Werbeagentur 3st, das Testportal Kaufkompass oder die Job-Vermittlung durch die FAZ Career Services oder die Portale IQB und Myjobfair. Insgesamt sind diese „sonstigen Geschäftsmodelle“ deutlich breiter aufgestellt als bei anderen. „Wir entwickeln Nebengeschäfte für die Gruppe, indem wir eigene Geschäfte ausbauen und entwickeln oder neue akquirieren“, sagt Ludwig, der für die Frankfurter einen forschen Expansionskurs fährt.

 

Vielfältige Nebengeschäfte

Immerhin erwirtschaftet das schnell wachsende Business 2023 eine Umsatzgröße von über 50 Millionen Euro, bei rund 300 Mitarbeitern, die der Zusammenschluss Faktor F beschäftigt. Unter der neuen Marke führen Ludwig und Grashey die lange selbstständig für ihre Marken agierenden Einzelunternehmen. Ein Schritt, der die Größe erst deutlich sichtbar macht. „Bei der Einführung der Dachmarke Faktor F ging es darum, das Leistungsspektrum klarer zu strukturieren. Wir haben jetzt eine eindeutige kommunikative Klammer“, sagt Hannes Ludwig. „Was wir bei Faktor F machen, hat inzwischen eine signifikante wirtschaftliche Bedeutung für die Gruppe.“

 

Darunter fällt eine breite Palette: vom Veranstalten großer Kongresse wie die 75-Jahre-Feier zum Bestehen der FAZ, bei der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach, über das sogenannte ESG-Forum, das Unternehmer, Investoren, Politiker, Wissenschaftler und Stiftungsvorstände zusammenbringt, über das Bau-StartUp-Forum für die Baubranche, über Karrieremessen bis hin zur aufwendigen Publikation „Wir – Das Magazin für Unternehmerfamilien“. Dabei bemüht man sich laut Ludwig um eine starke Kundenorientierung.

 

Und dieser Ansatz gilt für Events genauso wie für Werbe-Arbeiten oder Consulting-Aufträge. Mehr als 200 Websites, Apps, Magazine, Newsletter, Podcasts oder SocialMedia-Angebote sowie mehr als 150 Veranstaltungen im Jahr kommen bei Faktor F zusammen. Angetrieben werden die doch sehr unterschiedlichen Geschäfte von einer Familien-Idee. „Wir sind stark von einer journalistischen DNA geprägt“, meint der Geschäftsführer. „Die Anbindung sorgt für die FAZ für wirtschaftliche Substanz und vergrößert das Schwungrad, das wir bewegen können.“

 

Vernetzte Vermarktung
Bei jeder Entscheidung, welche Felder Faktor-F-Töchter besetzen sollen, stellen sich die beiden Geschäftsführer eine Leitfrage: Passt das Geschäft zur FAZ? „Gemeinsam finden wir dann den Faktor für das perfekte Produkt“, sagt Hannes Ludwig.

 

So können sich Kunden aus unterschiedlichen Kommunikationsdisziplinen bedienen und auch eine zu konzipierende und umzusetzende Veranstaltungsreihe etwa von einer Corporate-Publikation flankieren lassen. „Wir bieten ganzheitlich gedachte Pakete an“, betont Ludwig. „Die Einheiten bei Faktor F sind kulturell und unternehmerisch eigenständig. Wir legen aber für gemeinsame Kundenprojekte alle Kompetenzen zusammen, weil wir gemeinsam stärker sind.“

 

Für Auftraggeber hat das neue Dach unter der Marke Faktor F Vorteile: „Die Vereinfachung in der Zusammenarbeit mit der Kundenseite ist groß. Dort hat man es im Zweifel nur mit einem Projektmanager zu tun“, heißt es nun. Wie genau jede Einzelleistung in den Unterfirmen abgerechnet wird, ist dann nur intern knifflig. „Es gibt viele Synergien im Erfahrungsaustausch, deren Wert schwer in Heller und Pfennig auszudrücken ist“, sagt Hannes Ludwig.

 

Was man im Büro-Tower an der Pariser Straße in Frankfurt nicht so gern hört, sind Unterstellungen, dass Geschäfte zwischen dem eigentlichen Kern-Verlag und den Geschäftsmodellen der Töchter, die vom Gewicht her gar nicht so „nebenbei“ gedacht sind, sich vermischen könnten. Und das noch mehr, weil natürlich auch die Faktor-F-Unternehmen eigene Redaktionen unterhalten – mit ausgebildeten Journalisten oder Digital-Profis. „Alles, was wir machen und anbieten, fußt auf dem Wertefundament der FAZ – journalistische Unabhängigkeit, ein hoher Qualitätsanspruch und eine Ausrichtung an der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“, sagt Ludwig. Auf den großen Veranstaltungen treten FAZ-Größen wie Edelfedern und Fachexperten auf – das ja. „Viele Formate der FAZKonferenzen werden von FAZ-Redakteuren moderiert.“ Vorzugsbehandlungen oder vermeintlich direkte Drähte in die FAZ-Redaktion gibt es für Faktor-F-Kunden allerdings nicht. „Die FAZ-Redaktion arbeitet absolut frei und unabhängig – dieser Grundsatz ist auch unseren Kunden leicht zu vermitteln“, sagt Hannes Ludwig. Und dann betont er entschieden: „Es gibt keinen Hausbonus – eher im Gegenteil.“

 

Events als Wachstumsfeld, die Pläne zur Weiterentwicklung - zum kompletten Case von Rupert Sommer im aktuellen kress pro.


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