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Wie mit der AfD umgehen, Frau Anne Hähnig?

Feiertagswiederholung: Welche Defizite die „Politikjournalistin des Jahres“ im Umgang mit der AfD sieht. 3 Fragen

Berlin – Anne Hähnig ist eine prägende Stimme des Journalismus im Osten. Dort steht im Superwahljahr viel auf der Kippe. Welche Defizite die „Politikjournalistin des Jahres“ in der Ost-West-Debatte und im Umgang mit der AfD sieht, erklärt sie im „medium magazin“-Interview mit Frederik von Castell.

 

 … mit den anstehenden Wahlen gerade in Sachsen, Thüringen und Brandenburg wird es zwangsläufig wieder Ost-West-Debatten geben. Nicht wenige in der Branche plädieren dafür, Vertreterinnen und Vertretern der AfD, einer als rechtsextrem eingestuften Partei, keine Bühne für Äußerungen mehr zu geben.

Anne Hähnig: Ich finde, dass sich diese Frage nicht stellt bei einer Partei, die in Umfragen bei 20 Prozent liegt. Die viele Bürger wählen wollen. Das Publikum hat das Bedürfnis und das Recht, über die Parteien, die einen solchen Zuspruch erhalten, informiert zu werden. Dazu gehört für mich auch, Politiker in Talkshows zu erleben. Ja, es tut manchmal weh, wenn man sieht, dass sie imstande sind, sich schnell aus etwas herauszureden. Oder dass sie wissenschaftliche Erkenntnisse einfach abtun, eine Wahrheit zu einer Lüge machen und umgekehrt. Das fordert Journalisten heraus, darauf muss man sich akribisch vorbereiten. Aber die AfD ist von zu vielen Leuten gewählt, als dass etwa der öffentlich-rechtliche Rundfunk ihre Vertreter grundsätzlich nicht mehr in Talkshows einladen könnte.

 

Wie halten Sie es denn selbst?

Ich persönlich führe viele Gespräche mit AfD-Politikern. Genauso wie mit Politikern anderer Parteien. Das klingt jetzt floskelhaft, aber ich bin dafür, genau hinzugucken. Ich will herausfinden, wie in dieser Partei gesprochen wird, wie sich die einzelnen Figuren unterscheiden, worüber die AfD streitet. Ich will wissen, woher ihre Führungsriege kommt und warum die Politik machen. Ich will nicht nur wissen, was sie öffentlich sagen, sondern auch, was sie jenseits davon vorhaben. Und ich finde, eine solche Berichterstattung wird enorm gebraucht. Meine journalistische Aufgabe ist es, gemäß der Relevanz einer Partei über sie zu berichten. Wenn rechtsradikale Tendenzen oder sogar eine inzwischen vorherrschende rechtsradikale Strömung erkennbar werden, dann muss ich mich doch erst recht damit befassen und berichten.

 

… 

 

Was würde denn passieren, wenn weniger Interviews mit Vertretern der AfD in den Medien erschienen?

Ein relevanter Teil des Publikums würde wohl sagen: Das erwarten wir aber von euch als Journalisten, wir wollen erfahren, was diese Leute denken und auf kritische Fragen antworten. Außerdem sind wir Medien doch schon längst keine Gatekeeper mehr. Wir können nicht verhindern, dass Informationen in die Welt kommen, indem wir einfach nicht darüber schreiben. Mal angenommen, Leute wollen sich über Tino Chrupalla oder Alice Weidel informieren: Ist dieser Gesellschaft damit geholfen, dass diese Leute dann auf einschlägige Youtubeformate oder rechtspopulistische Medien stoßen?

 

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