Vermischtes
KNA – Joachim Huber

Zwei Favoritinnen bei der Intendanten-Wahl der Deutschen Welle

Das Wahlverfahren um die Intendanz der Deutschen Welle ist maximal intransparent. Kurz vor der Wahl sind offiziell keine Kandidaten bekannt. Einige Namen sind dennoch an die Öffentlichkeit gedrungen.

Berlin (KNA) – Die Wahl einer neuen Intendantin oder eines neuen Intendanten bei der Deutschen Welle (DW) muss man sich vorstellen wie das Konklave für eine Papstwahl. Alles findet hinter verschlossenen Türen statt, nichts soll bekannt werden. Erst wenn ein Papst gewählt ist, steigt weißer Rauch auf. Das spart sich der Rundfunkrat des deutschen Auslandssenders immerhin, da tritt einfach der oder die Gewählte durch die Tür.

 

Am 7. Mai ist es bei der Deutschen Welle wieder so weit. Der Rundfunkrat tritt zusammen, um einen Nachfolger für Peter Limbourg zu bestimmen. Der Journalist strebte keine dritte Amtszeit an, der heute 64-Jährige zeigte sich überzeugt, dass „zwölf Jahre an der Spitze der DW genug“ seien.

 

Zwar wurde die Chefposition öffentlich ausgeschrieben, wer sich aber beworben hat, ist bislang das Geheimnis der Findungskommission unter Leitung von Prälat Karl Jüsten. Der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte das Verfahren scharf. „Diese Intransparenz passt nicht zum Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders, der mit Steuergeldern finanziert wird. Sie nährt zudem Spekulationen, dass parteipolitische Interessen und nicht fachliche Kompetenz bei der Besetzung des Intendantenpostens im Vordergrund stehen“, sagte der DJV-Vorsitzende Mika Beuster. Auf Nachfrage des DJV habe der Vorsitzende des Rundfunkrats schlicht mitgeteilt, die Öffentlichkeit erst nach der Wahl zu informieren. Dabei ist es bislang geblieben.

 

Zwei Favoritinnen

Was aber nicht heißt, dass nicht doch Namen von Kandidatinnen und Kandidaten durch die Türen des Senders mit seinen beiden Standorten Berlin und Bonn dringen. Es habe interne und externe Bewerbungen gegeben, heißt es. Zwei Persönlichkeiten werden am häufigsten genannt: zum einen DW-Verwaltungsdirektorin Barbara Massing, Jahrgang 1971, zum anderen Tina Hassel, Jahrgang 1964 und Leiterin des ARD-Studios in Brüssel.

 

Barbara Massing übt ihre Funktion, in der DW-Sprachregelung „Managing Director Business Administration“ genannt, seit Oktober 2014 aus. Sie kam laut Senderangaben 2006 zur Deutschen Welle, zunächst als Referentin des Direktors Distribution, seit 2008 leitete sie die von ihr aufgebaute Abteilung Strategische Planung. Sie ist geschätzt und ihre Arbeit als Verwaltungschefin für den Sender wird anerkannt. Andererseits heißt es DW-intern, man sei eher auf der Suche nach einer Kandidatin bzw. einem Kandidaten mit journalistischem Hintergrund.

 

Tina Hassel ist dem Fernsehpublikum bestens bekannt. Kaum ein Tag, an dem sie nicht als Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios und jetzt als Studiochefin in Brüssel auf dem „Tagesschau“-Bildschirm auftaucht. In ihrer Zeit in der Hauptstadt moderierte die in politischen Kreisen bestens vernetzte Journalistin auch den „Bericht aus Berlin“.

 

Relevanz und Reichweite

Anfang Juli 2021 bewarb sich Tina Hassel für die Intendanz beim Zweiten Deutschen Fernsehen. Dabei zog sie ihre Bewerbung nach dem zweiten Wahlgang zurück, erkennbar lief es auf Programmdirektor Norbert Himmler als neuen ZDF-Intendanten hinaus. Mancher hatte danach erwartet, dass sich Tina Hassel 2024 für die Nachfolge von Tom Buhrow an der Spitze ihres Haussenders, des Westdeutschen Rundfunks, interessieren würde. Das tat sie aber nicht, sie hatte damit ihre Wahlchancen realistisch eingeschätzt.

 

Wer auch immer am 7. Mai gewählt wird, der steht vor unverändert großen Herausforderungen. Die öffentlich-rechtliche Deutsche Welle, die mit knapp mehr als 400 Millionen Steuermitteln finanziert wird, muss ihre mediale Bedeutung in der Welt der Diktaturen und Autokratien mit Relevanz und Reichweite ausbauen. Im Koalitionsvertrag der kommenden Bundesregierung von Union und SPD wird ein Plus bei den Finanzen angeführt, in welcher Höhe das sein wird, steht aber nicht im Vertrag.

 

Klar ist, dass die Deutsche Welle mit rund 1500 festangestellten und annähernd so vielen freien Mitarbeitern und mit Programmen in 32 Sprachen ihre Position im Konzert der global agierenden Informationssender wie BBC World Service oder CNN International noch wahrnehmbarer machen muss. Zumal immer noch der Wegfall der finanzkräftigen und reichweitenstarken US-Auslandssender Radio Free Europe/Radio Liberty droht, mit dem die DW eng kooperiert.