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Vorhofer-Preis an Redaktion der „Wiener Zeitung“

Vorhofer-Preis an Redaktion der „Wiener Zeitung“ (Bild: Wiener Zeitung)

Damit wolle man auch ein „Zeichen gegen eine verfehlte Medienpolitik“ setzen.

Wien - Der Kurt-Vorhofer-Preis geht heuer an die Redaktion der „Wiener Zeitung“. Sie habe, so die Jury in ihrer Begründung, „trotz widrigster Rahmenbedingungen strikt an qualitativ hohen Standards festgehalten und damit Mut, Unabhängigkeit sowie kritische Distanz bewiesen“.

 

Die Jury setze mit dieser Auszeichnung zudem ein „Zeichen gegen eine verfehlte Medienpolitik“. Gerade in dieser schwierigen Zeit widerstand die Redaktion „auch unter existenziellem Druck allen Versuchungen, durch angepasste Berichterstattung dem Fallbeil der Schließung zu entrinnen. Gefälligkeitsjournalismus war dieser Redaktion auch unter prekären Bedingungen immer wesensfremd“, hieß es weiter von Seiten der Jury schon vorab.

 

Am 25.  Mai wurde der Preis nun von Bundespräsident Alexander van der Bellen verliehen.

„Wir konnten das Ende der 'Wiener Zeitung' nicht verhindern“, sagte Redakteur Gregor Kucera in seiner Rede bei der Preisverleihung. „Wir als Redaktion nicht, unsere Unterstützer und Unterstützerinnen nicht, unsere Aktionen und Aktivitäten nicht. Wir alle haben unser Bestmögliches getan, alles versucht, bis zum letzten Tag gekämpft und gehofft. Es hat nichts genützt“. Er betonte, die „Wiener Zeitung“ stehe „für objektiven, sachlichen, klaren Journalismus, der eben genau nicht wertet, sondern die Basis für das ist, was in einer Demokratie so wichtig ist: Meinungsbildung fernab von Manipulation oder Fake News“. Und er urteilte: „Nirgendwo lässt sich der Mangel an Fachkräften besser erkennen als in der Medienkompetenz dieser Regierung.“ In Abwandlung einer (vermutlichen) alten Indianer-Weisheit sagte er: „Wenn die letzte Zeitung verschwunden ist, dann erst werden die Menschen erkennen, dass vertrauenswürdige Nachrichten nicht unbedingt in sozialen Medien und PR-Abteilungen wachsen.“ Am Ende seiner Rede fordert Kucera eine Trauerminute, „für ein unwiederbringliches Kulturgut, das zu Grabe getragen wird. Für einen Schatz, den zu viele erst zu spät entdeckt haben. Und für eine Redaktion, die bis zum Ende gezeigt hat, dass man sich nicht verbiegt, selbst wenn der letzte Vorhang bald fallen wird.“



 


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